Buchvorstellung
Verkehr in Not. Das Automobil im Städtebau
Gespräch der Autoren Jörn Düwel und Niels Gutschow mit Jörn Walter
Audio-Mitschnitt der Veranstaltung
Die Verkehrswende ist in aller Munde. Die Begrenzung des Klimawandels verlangt, heißt es apodiktisch, auch den Individualverkehr zu verringern. Anderenfalls drohen unabsehbare Folgen.
Das Auto als „Bedrohung“ ist fast so alt wie das Verkehrsmittel selbst. Jörn Düwel und Niels Gutschow geben in ihrem soeben erschienenen Buch Verkehr in Not erstmals einen Überblick zur Ideengeschichte des Automobils im Städtebau.
Denn zunächst war das Auto euphorisch herbeigesehnt worden. Städtebauer gaben ihm Raum, damit es sich „austoben“ könne. Schon in den Zwanzigerjahren galt Experten ein radikaler Umbau der Städte als „unerbittliche Forderung“, um den befürchteten „Verkehrskollaps“ abzuwenden.
Vier Jahrzehnte später wurde vor der zerstörerischen Gewalt gewarnt, die mit der massenhaften Verbreitung des Autos für die Städte unvermeidlich Wirkung entfalte. Doch war die Sorge vor dem „Verkehrsinfarkt“ größer als die Furcht vor dem Verlust des Städtischen.
Deshalb wurden neben anderen Verkehrsbauwerken auch großzügige Pläne für Stadtautobahnen vorgelegt, um Autos reibungsloses Fahren durch die Stadt zu ermöglichen. Seit die Begeisterung für „Fortschritt“ vor einem halben Jahrhundert erlahmte, verlockt das Bild der vormodernen Stadt ohne Schnellstraßen und Stadtautobahnen. Stark zugenommen hat seither aber nicht nur die Anzahl der Fahrzeuge, sondern auch das Bedürfnis, zu jeder Zeit mit dem eigenen Auto zu jedem Ort unterwegs sein zu können. Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund ist die lang erwartete und viel beschworene Verkehrswende bislang ausgeblieben.
Ein Kunsthistoriker und ein Architekt entfalten die facettenreichen Träume und widersprüchlichen Hoffnungen auf eine bessere Stadt im Zeichen des Automobils. Es geht nicht um Schuldzuweisungen, sondern um das Historisieren von Haltungen und Ideen, die seit längerem zwar brüsk zurückgewiesen werden, doch mehr mit uns zu tun haben, als wir uns eingestehen. An diesem Abend sprechen darüber die Autoren mit dem langjährigen Oberbaudirektor Hamburgs, Jörn Walter.