Scroll Top
  Eröffnung der Ausstellung – Jaakov Blumas – Apeirogon – Bilder von 2005 – 2022 – Live-Mitschnitt

Eröffnung der Ausstellung

Jaakov Blumas

Apeirogon
Bilder von 2005 – 2022
Es sprechen:
Monique Schwitter, Präsidentin der Freien Akademie der Künste in Hamburg
Dr. Ralf F. Hartmann, Leiter des Zentrums für aktuelle Kunst Berlin/Spandau

Abbildung: O.T., 2022, Acryl auf Leinwand, 140 x 160 x 2 cm

Malerei hat zahlreiche Seiten, wenn nicht sogar unendlich viele. Im Feld der sonst so hermetischen konstruktiv-konkreten Gegenwartskunst beansprucht Jaakov Blumas aufgrund seines komplexen Umgangs mit Malerei und Objekt insofern eine gewisse Sonderstellung. Denn er gewinnt der Malerei in seinen Arbeiten nicht nur wesentliche Spielräume hinsichtlich ihrer Farbigkeit hinzu, sondern er erweitert das Tafelbild nicht selten in den dreidimensionalen und sogar kinetischen Raum. Beides steht zwar den Dogmen der Konkreten Kunst diametral entgegen, ist aber für eine gegenwärtige und produktive Aneignung dieser Bildtradition unerlässlich.
Entgegen einer zumeist flächigen und monochromen Malweise entwickelt Blumas auf der Grundlage geometrischer Formen eine ebenso bewegte wie geradezu haptisch erfahrbare malerische Oberflächentextur. Sein sensibler Umgang mit dem Kolorit artikuliert sich jenseits von Primärfarben in feinsten Valeurs und subtilen Nuancierungen. Immer wieder werden Kreissegmente, Quadrate und Rechtecke zu systemischen Konstellationen konfiguriert, die nicht selten dreidimensional in den Raum drängen.
Viele seiner Kompositionen unterzieht er überdies einer steten Veränderung durch Um- bzw. Neuarrangements und lädt mitunter die Betrachtenden selbst zur Partizipation ein. Andere Arbeiten wiederum nutzen subtile Muster und zarte Schattierungen, die an die wahrnehmungsästhetischen Experimente der Op-Art erinnern. Besonders charakteristisch für Jaakov Blumas ist aber seine zwischen dunkel-erdigen und strahlend monochromen Tönen changierende Farbigkeit. Sie lässt weniger an die Ursprünge des Konkret-Konstruktiven in der klassischen Moderne als vielmehr an das Kolorit französischer Landschaftsmalerei erinnern. Genau aus diesem virtuosen Spiel resultiert die faszinierende Präsenz, die Jaakov Blumas‘ Arbeiten entwickeln.

Ralf F. Hartmann