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  Eröffnung der Ausstellungen Friedel Anderson und Bianca Patricia Isensee. Live-Mitschnitt

Ausstellung anlässlich der Verleihung des Wolfgang Klähn-Preises 2021

Friedel Anderson

STILLE ZEIT.
MALEREI UND GRAFIK

IM FOYER: AUSSTELLUNG DER FÖRDERPREISTRÄGERIN BIANCA PATRICIA ISENSEE

ZUR ERÖFFNUNG SPRICHT:
DR. THOMAS GÄDEKE
GRUSSWORTE
REINHOLD ENGBERDING, FREIE AKADEMIE DER KÜNSTE
FRANK PIELOT, GESAMTVERBAND DES HAMBURGER HANDWERKS

© Abbildungen: G2 Baraniak (l.) | Kookbooks | Gordon Welters (r.)

…Reisen, die auf vielfältige Weise immer wieder Inspiration und Anregung für neue Bilder und Themen gaben, waren nicht mehr oder nur sehr eingeschränkt möglich, und unterblieben ganz. Rückzug in das Private war die daraus sich ergebende Konsequenz. Das Haus und die unmittelbare Umgebung dehnten sich und wurden weit und groß. Vertrautes war fremd geworden, und das Naheliegende, so oft Gesehene bot sich neu an. Der Garten wurde Anreger und Motivgeber, zusammen mit den lichtvollen Nachthimmeln grenzenlos hoher Konzentrationsraum.
Als der Sommer noch früh ist, scheint helles warmes Vollmondlicht durch ein großes Fenster zwischen Weide und Walnuss. Im späten August hält ein gestorbener Birnbaum seine laublosen Äste vor den untergehenden Mond. Im November macht er die Nächte heller als die Tage sind. Nach dem Kahlschlag im März darauf zieht er im dunstigen Südosten einen hohen Bogen hinter drei verschont gebliebenen dünnen Ahorn- und Erlenstängeln. Da, wo Horizont sein müsste, glimmen die Lichter der Stadt. Im April begleitet Venus den Mond noch weit in den Westen. Im Mai schwimmt sein Spiegelbild mit den Fröschen auf dem Teich. Durch das nachtfeuchte Gras huschen Schatten, darüber ein Nachtvogel. Wir nehmen Vollmondbäder, und können nicht genug davon bekommen.
Die Welt draußen hat sich entfernt.
Die Romantiker gehen jetzt ein und aus und helfen bei der Arbeit in den vielen Nächten des Nachsinnens, des Überdrusses, des Fernwehs, des Nichteinverstandenseins, der Fluchten, der Träume und des Trostes. Jedes Bild ist zugleich Ankunft und Abschied.
Sie werden bleiben, die dunklen Nächte, die sturmvollen, die Schnee- und Frostnächte, die Regennächte, auch die farblosen- doch am meisten die mit silbrig mildem Licht versöhnenden Mondnächte. Die, in denen das Auge von Stern zu Stern hüpft, das unendliche Gewölbe abfühlt, den nicht fassbaren Raum zwischen den dunklen Baumschemen hier und den so unerreichbar dicht funkelnden Lichtern oben ausmessen möchte- und doch nie irgendwo ankommen kann. Es muss ein stilles Bleiben geben.

Friedel Anderson
(Auszüge aus dem Vorwort von „Stille Zeit“, dem gleichnamigen, im Januar 2022 erscheinenden Katalogbuch)

Friedel Anderson
1954 Geboren in Oberhausen
1974-77 Kunstgeschichte an der Universität Göttingen
1978-84 Malerei an der GH Kassel bei M. Bluth
seit 1985 als freischaffender MAler
1993-94 Lehrauftrag an der FH Gestaltung (jetzt HAW) in Hamburg
1994 Kulturpreis der Studien- und Fördergesellschaft im Kulturring der Schleswig-Holsteinischen Wirtschaft
1995 Stipendium Kunststiftung Landesbank Schleswig-Holstein
seit 2009 Mitglied der Freien Akademie der Künste in Hamburg
2011 Verdienstorden des Landes Schleswig-Holstein
2021 Wolfgang-Klähn-Preis. Kunstpreis des Gesamtverbands Hamburger Handwerk
 
Abb.: „Stille Zeit“ B31, 2021, Öl auf MDF, 25cm x 25cm |
Courtesy: Kunsthandel Hubertus Hoffschild, Lübeck