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  Schauspieler Christian Quadflieg verstorben

Schauspieler Christian Quadflieg verstorben

Christian Quadflieg (1945-1923)
Christian Quadflieg ist im Juli nach langer, schwerer Krankheit gestorben. Er war als Schauspieler Mitglied der Freien Akademie und verkörperte auf sehr besondere Weise den Akademiegedanken – nicht als Sohn eines berühmten Vaters, der seinerzeit als Darsteller des Faust in der Bühnen- und Filminszenierung Gustaf Gründgens‘ geradezu populäre Bedeutung erlangt hatte – was für den Sohn zur Belastung hätte werden können (und vielleicht auch war) -, sondern weil er auf sehr spezifische Weise in zwei Sektionen beheimatet war: der der Darstellenden Kunst und der der Literatur. (Als kleine anekdotische Arabeske sei hinzugefügt, dass er bei einer seiner zahlreichen Besuche von Akademieveranstaltungen den schlechten Geschmack des Kaffees realisierte, der dort ausgeschenkt wurde. Er revanchierte sich, indem er der Akademie eine Kaffeemaschine schenkte, die noch heute ihren Dienst tut – beschwerdefrei!). Als Bühnendarsteller ging er seinen Weg von kleineren Bühnen an die großen Häuser, auch zu den Salzburger Festspielen, um dann, auch nicht ungewöhnlich, eine Fernsehkarriere zu starten, die ihm breite Popularität verschaffte. Früher Höhepunkt in dieser Reihe seines Berufsweges war seine Rolle des Lehrers Helmut Fichte (neben der jungen Nastassja Kinski) in dem Tatort-Krimi „Reifezeugnis“ von Wolfgang Petersen. In späteren Jahren wandte er sich vornehmlich der Literatur zu – nicht schreibend, sondern lesend und vortragend, also mit den ihm eigenen Mitteln. Er insistierte auf der Bedeutung der Sprache und nahm auch politisch klare Haltungen ein, z. B. zur AfD: „Deren Politiker provozieren ständig und behaupten dann, ihre Äußerungen seien aus dem Zusammenhang gerissen worden. Oder sie erklären, dass man das ja wohl noch mal sagen dürfe. Sie wollen ihre verbale Verrohung auch noch decken durch die Meinungsfreiheit. Dabei beginnt die Verwahrlosung des Denkens mit dem falschen Gebrauch der Sprache.“ Aber sein Engagement ging noch über die bloße Darbietung hinaus: Aus Verehrung für Heinrich Heine bemühte sich über Jahre um die Rückführung eines Heine-Denkmals von Ludvig Hasselriis aus Toulon nach Hamburg. „DENKmal (an) Heine“ hieß seine Initiative.

Michael Propfe

© Abb. Wikimedia Commons