Scroll Top
  Die Kreide im Mund des Wolfs – Einführungsveranstaltung zu Gordon Kampes Putin-Oper
Einführung

PUTIN IM MÄRCHENWALD: FINSTER

DIE KREIDE IM MUND DES WOLFS – eine szenische Spezialoperation in der opera stabile
der Staatsoper Hamburg von Dieter Sperl (Text) und Gordon Kampe (Musik)

Die Realität ist die Realität – schrecklich fast überall, wenn auch auf unterschiedliche Weise. Ob T, ob P – es scheint eine Figuration die Macht zu ergreifen, die die Metapher vom finsteren Unterholz in Wirklichkeit verwandelt – was das Kasperle O, obwohl selbst ein Witz, nicht in Lachen auflösen kann, weil zu winzig: Die Großen sind in ihrem Rollenfach einfach besser. Was die Lage nicht beruhigender macht.
Die Staatsoper hat dankenswerterweise das Pfeifen im Wald zum Programm erhoben und in Kunst verwandelt. Nach „Playing Trump“ (2021) ist der nächste Finsterling an der Reihe: der Kreidefresser Wladimir Putin. Die Premiere ist am 25. Januar 2025.
Am Anfang war das Wort? Wie schnell beweisen blutige Taten das Gegenteil des Gesagten. Erneut begibt sich ein zeitgenössischer Komponist, Gordon Kampe, Mitglied der Akademie, auf die Spur der Worte eines Despoten. Gesammelt in Zeiten des Friedens, vertont in Zeiten des Krieges. Schamlos verkehrt die Rhetorik der Macht mörderische Pläne in ihr Gegenteil. Heuchelei und dreiste Lüge werden zum Prinzip erhoben. Schurken auf der Opernbühne waren schon immer beliebte Sujets und eine Herausforderung für Komponisten. Eine Fortsetzung dieser Tradition war noch im 20. Jahrhundert nicht zu erwarten. Und selbst wenn es den Schurken außerhalb der politischen Schlachtfelder zum Ruhm verhilft, gibt es einen produktiven Nebeneffekt für uns: den Zwang zur Auseinandersetzung mit der Wahrheit, also auf der Hochebene der Kunst, verbunden mit einem Gruß an P‘s Gefolgschaft in den Niederungen unseres heimischen Systems.

Zur Einstimmung auf die Uraufführung, die Komplexität des Gegenstands und die musikalischen Herausforderungen der Komposition kommen wenige Tage vor der Premiere der Komponist Gordon Kampe, der Dramaturg Klaus-Peter Kehr und Michael Propfe zum Gespräch in der Akademie zusammen. Wie sagte es P (den der Schriftsteller Viktor Jerofejew als den GROSSEN GOPNIK apostrophiert, was auch ein wenig an den GRÖFAZ erinnert)?
„Rußland ist ein freundlich gesinntes europäisches Land.“
Und: „Alles ändert sich.“

Übrigens: zum 3. Jahrestags des Krieges gegen die Ukraine veranstalten wir eine Lesung mit Texten ukrainischer Autoren.

© Abb.: Freie Akademie der Künste in Hamburg