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  Koroliov spielt Schostakowitsch
Klavierkonzert

dimitri schostakowitsch zum 50. todestag

Evgeni Koroliov und Ljupka HadziGeorgieva

Dmitri Schostakowitsch (1906–1975) war einer der bedeutendsten Komponisten des 20. Jahrhunderts. Trotz jahrzehntelanger politischer Repression, Zensur und künstlerischer Gängelung schuf er mit insgesamt 15 Symphonien und Kammermusik (u.a. 15 Streichquartette) Werke, die zum einen die Zeitgeschichte widerspiegeln, zum anderen Dokumente eines innigen und sehr persönlichen Ausdrucks von zeitloser künstlerischer Qualität sind. Seine Musik zeichnet sich durch eine erschütternde emotionale Tiefe, innovative Harmonik und die einzigartige Verbindung von Ausdruckskraft und Struktur aus. Wie kaum einem anderen Künstler ist es ihm gelungen, die Tragik seines Jahrhunderts zu empfinden und wiederzugeben.

Anlässlich seines 50. Todestages widmet ihm das weltbekannte Klavierduo Evgeni Koroliov und Ljupka Hadzigeorgieva einen Klavierabend.
Die sehr persönliche Auswahl der Stücke haben die Pianisten selbst vorgenommen und erläutern ihre Auswahl wie folgt:

Die zweite Klaviersonate in h-Moll entstand 1943 während des Zweiten Weltkriegs. Sie spiegelt die dunklen Zeiten und die inneren Konflikte des Komponisten wider und ist geprägt von intensiven Emotionen, dramatischen Spannungen und tiefer Ausdruckskraft. Die Sonate besteht aus mehreren Sätzen, die sowohl lyrische als auch kraftvoll-dramatische Passagen enthalten. Schostakowitsch entfaltet hier seine meisterhafte Beherrschung der Klaviertechnik und befindet sich auf der Höhe seines musikalischen Ausdrucks. Das Werk gilt als eine der bedeutendsten Klaviersonaten des 20. Jahrhunderts.

Der dritte Satz der 10. Sinfonie ist ein kraftvolles und dramatisches Allegro. Er zeichnet sich durch seine energische und rhythmisch prägnante Musik von großer Anspannung aus. Dieser Satz spiegelt die emotionale Tiefe und den Ausdruck der Sinfonie wider, die oft als eine Reflexion über die persönlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen in der Sowjetunion interpretiert wird. Interessanterweise nutzt Schostakowitsch in diesem Satz auch seine Initialen (D-SCH) musikalisch, was eine sehr persönliche Note in die Komposition bringt.

Die 9. Sinfonie ist eines seiner meistaufgeführten Werke und spiegelt sowohl seine kompositorische Entwicklung als auch die politischen und kulturellen Umstände seiner Zeit wider. Geschaffen zwischen 1945 und 1946, markiert sie eine wichtige Wende in Schostakowitschs Schaffen. Entstanden nach den turbulenten Jahren des Zweiten Weltkriegs stellt sie eine neue künstlerische Ausdrucksform dar: Das Werk ist für seine ungewöhnliche Struktur und seinen innovativen Ansatz bekannt. Es besteht aus vier Sätzen, die insgesamt eine Mischung aus Ironie, Melancholie und kritischer Reflexion zeigen. Besonders auffällig ist die eher zurückhaltende und fast ironische Stimmung, die im Kontrast zu den vorherigen, oft monumentalen Sinfonien steht. Schostakowitsch nutzt in dieser Sinfonie eine Vielzahl von musikalischen Mitteln, um seine Botschaft zu vermitteln, darunter ungewöhnliche Rhythmen, dissonante Harmonien und eine präzise Orchestrierung. Statt des von Stalin erwarteten Monumentalwerks mit Chor und großem Orchester zur Feier des Triumphes der Sowjetunion über das nationalsozialistische Deutschland (in Analogie zu Beethovens neunter Sinfonie) enttäuschte Schostakowitsch den Despoten mit einer lakonisch-ironischen Sinfonie haydnschen Zuschnitts.
Die Uraufführung der 9. Sinfonie fand auf dem Klavier vierhändig statt, was damals eine gängige Praxis war, um neue Werke einem kleinen Publikum vorzustellen. Bei dieser ersten Aufführung waren der Komponist selbst und der Pianist Swjatoslav Richter beteiligt. Schostakowitsch schrieb die Klavierversion gleichzeitig mit der Partitur, aus Angst vor einem Aufführungsverbot der Orchesterversion.

Programm:

Prelude cis-moll op.34 Nr.10
Prelude fis-moll op.87 Nr.8
Sonate Nr.2 h-moll op.61
1. Allegretto
2. Largo
3. Moderato (con moto)

Evgeni Koroliov, Klavier

– Pause – 

Symphonie Nr.10 e-moll op.93
3.  Satz Allegretto

Symphonie Nr.9 Es-dur op.70
1. Allegro
2. Moderato
3. Presto
4. Largo
5. Allegretto

Vierhändige Bearbeitung von D. Schostakowitsch
Evgeni Koroliov und Ljupka Hadzigeorgieva, Klavier

Evgeni Koroliov, 1949 in Moskau geboren, ist zweifellos eine herausragende Erscheinung der internationalen Klavierszene. In seinem Repertoire, das von Barock bis zu Messiaen und Ligeti reicht, nehmen die Werke Bachs eine Sonderstellung ein. Der Komponist György Ligeti schwärmte: „Wenn ich nur ein Werk mit auf eine einsame Insel mitnehmen darf, wähle ich Koroliovs Bach, denn diese Platte würde ich, einsam verhungernd und verdurstend, bis zum letzten Atemzug immer wieder hören“. Seit 1978 lebt Evgeni Koroliov in Hamburg, wo er bis 2015 Professor an der Hochschule für Musik und Theater war. Er selbst studierte am Tschaikowsky-Konservatorium in Moskau u.a. bei Heinrich Neuhaus, Maria Judina, Lew Obarin und Lew Naumow. Er war Preisträger der Bach-Wettbewerbe in Leipzig und Toronto und gewann 1977 den „Grand Prix“ des Clara Haskil-Wettbewerb.
Mit Recitals ist Koroliov in vielen der wichtigen Konzerthäuser Europas aufgetreten: Concertgebouw Amsterdam, Gulbenkian Stiftung Lissabon, Palais des Beaux Arts Brüsselm Konzerthaus Berlin und Laeiszhalle Hamburg. Er war zu Gast bei renommierten Festivals wie Salzburger Festspiele, Chopin Festival Warschau, Settembre Musica in Turin, La Roque D’Anthéron, Rheingau Musikfestival, Ludwigsburger Schlossfestspiele und Schleswig-Holstein Musik Festival. Mehrfach konzertierte Koroliov mit der Kemerata Baltica, war auch Solist von Concerto Budapest und des Beethovenorchesters Bonn. Im Herbst 2014 war Koroliov mit Bachs „Kunst der Fuge“ im Klavierzyklus der Berliner Philharmoniker zu erleben. Engagements führten ihn zuletzt u. a. Ins Konzerthaus Wien, Théatre des Champs Elysées Paris, Festspielhaus Baden-Baden und die Philharmonie Essen. Alljährlich ist der Pianist mit einem Recital in der Liszt Akademie Budapest zu Gast. Zum Beethoven-Jubiläum 2020 spielte Evgeni Koroliov den Zyklus aller Klaviersonaten des Komponisten m Beethoven-Haus Bonn.
Zu seinen Kammermusikpartnern gehören Natalia Gutmann, Mischa Maisky, das keler Quartett und das Prašák Quartett. Regelmäßig spielt Koroliov im Klavierduo mit Ljupka Hadzigeorgieva. CD-Einspielungen von Evgeni Koroliov sind bei TACET, Hänssler Classic, Profil Edition und hr.klassik erschienen.
Ljupka Hadzigeorgieva wurde in Bogdanci, Mazedonien geboren. Ihr Klavierstudium absolvierte sie an den Hochschulen in Skopje und Zagreb sowie als Stipendiatin ihres Heimatlandes am Moskauer Tschaikowsky-Konservatorium. Bereits während des Studiums gewann sie mehrere Preise bei internationalen Wettbewerben und begann eine umfangreiche Konzerttätigkeit mit namhaften Orchestern und als Kammermusikerin, vor allem im ehemaligen Jugoslawien und der Sowjetunion, in Tschechien, der Slowakei, Bulgarien, Italien und Deutschland.
Ljupka Hadzigeorgieva und Evgeni Koroloiv spielen zusammen als Klavierduo seit der Zeit ihres Studiums in Moskau in den 70er Jahren. Das Duo war Preisträger mehrerer internationaler Wettbewerbe. Konzertreisen führten die Künstler u. a. nach Rom, Lyon, Luxemburg, Antwerpen, Ferrara, Seoul, München und in das Beethovenhaus Bonn. Sie gastierten bei Festivals wie z.B. Ohrider Sommer, Musikfest Stuttgart, MDR Musiksommer, Rheingau Musikfestival, Sommerliche Musiktage Hitzacker und Soli Deo Gloria in Braunschweig. Für CD hat das Klavierduo Werke von Bach, Schubert, Strawinsky und Ravel, zuletzt auch Beethovens große Fuge op. 134 eingespielt, von der Fachkritik positiv besprochen.
Gemeinsam mit der Pianistin Anna Vinnitskaya, die bei Evgeni Koroloiv studiert hatte, standen häufig Bachs Konzerte für eins, zwei und drei Klaviere auf dem Programm: aufe iner Deutschland-Tournee mit Helmuth Rilling und dem Bach-Collegium Stuttgart, mit der Sinfonia Varsovia beim Festival La Roque d´Anthéron, dem Orchester des Mariinsky Theaters in St. Petersburg, der Kremerata Baltika in Brüssel, Pomeriggi Musicali in Mailand, dem Thüringer Bach-Collegium bei den Thüringer Bachwochen und zuletzt im September 2022 mit dem Seoul Philharmonic in Südkorea. Mit der Kammerakademie Potsdam wurden diese Klavierkonzerte von Bach für CD eingespielt (Alpha Classics).
 

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