Mann. Musik. Schönberg und die Anderen –
Eine Zeitreise in 12 Tönen
Eine Veranstaltung der Freien Akademie der Künste in Hamburg zum 150. Geburtstag ihres Ehrenmitglieds Thomas Mann in Wort, Ton und Film.
Ensemble Resonanz
Charly Hübner
Mehrere tausend deutsche und österreichische Künstler, Schriftsteller und Wissenschaftler lebten von 1933 bis 1945 im Großraum Los Angeles: Bertolt Brecht, Franz Werfel, Bruno Walter, Hanns Eisler, Lion Feuchtwanger, Max Beckmann und andere, darunter viele große Namen. Hier fühlten sie sich vor den Verfolgungen der Nazis sicher, hielten gesellschaftlichen Kontakt und bildeten für kurze Zeit so etwas wie eine deutschsprachige Künstlerkolonie. Dem alternden und von Krankheiten geplagten Arnold Schönberg tat das milde Pazifikklima gut; er krönte sein Lebenswerk mit großartigen Spätwerken. Wenige Autominuten entfernt lebte Thomas Mann. Er verfolgte den Plan, in einem Roman an Hand der Entwicklung eines deutschen „Tonsetzers“ und seiner Musik – projiziert auf die mythische und von Goethe hochstilisierte Figur des Doktor Faustus – die genuin deutschen Wurzeln des Nationalsozialismus ans Licht zu bringen. In der klassischen und romantischen Musik bewandert, bedurfte er, was die neuere Entwicklung betraf, dringend fachmännischer Hilfe. Dankbar nahm er das entsprechende Angebot des ebenfalls in der Nähe wohnenden Philosophen und Schönberg-Apologeten Theodor Adorno an und fügte – allzu offensichtlich vielleicht – dessen ausführliche Erläuterungen in sein Porträt eines aufstrebenden, letztlich aber gescheiterten modernen Komponisten ein – es kam zum Streit.
Der Schauspieler Charly Hübner liest ausgewählte Passagen aus Thomas Manns Roman „Doktor Faustus“ im Wechsel mit Musik. Im Mittelpunkt steht das 22. Kapitel des Romans, in dem es um die Vision einer bekannten kompositorischen Neuerfindung geht, der ursprünglich von Schönberg entwickelten Zwölftontechnik. Der Musikwissenschaftler und Komponist Klaus Hinrich Stahmer beleuchtet die Hintergründe der Entstehung des Romans und stellt die Frage nach der historischen Relevanz der von Schönberg entwickelten Technik. An Schlüsselstellen werden Musikstücke aufgeführt, die das im Text Gesagte aufgreifen und in Tönen „nachklingen“ lassen. Ein Höhepunkt ist die Vorführung des Stummfilms RAIN (1919) zusammen mit der in den USA im Exil entstandenen Musik des Schönberg-Schülers Hanns Eisler, gespielt von Mitgliedern des Hamburger Ensembles RESONANZ.
Aufgeführt werden folgende Werke:
Arnold Schönberg: Präludium für Klavier aus Opus 25
Hanns Eisler: 14 Arten den Regen zu beschreiben
Theodor W. Adorno: Klavierstück I (für Maria Proelss)
Olivier Messiaen: Mode de valeurs et d‘intensité (Klavier)
John Cage: Variations I (Ensemble)
Ausführende: Per Rundberg (Klavier) sowie Mitglieder des Ensemble RESONANZ unter der Leitung von Friederike Scheunchen.