Vortrag Jochen Hörisch: "Konsens oder Nonsens"
Kunst als Sinnstiftung ? - Auf dem Weg in die Unsinnsgesellschaft ? - Geht
der Sinn stiften ?
Eine Reihe mit Vorträgen.
Vortrag
JOCHEN HÖRISCH
"Konsens oder Nonsens"
Eintritt: DM 12,-- / erm. 7,--
Sehr geehrte Damen und Herren,
ob Wahlveranstaltung oder Gottesdienst, glaubt denn keiner mehr, ohne Spaß,
Spektakel, ohne "Event" ankommen zu können?
Selbst Fußballspiele, Boxkämpfe, Olympiaden müssen von gigantischen
Shows und Sexy-Girlies umrahmt werden. Statt sich um ihre Werke zu sorgen,
gieren viele Künstler nach medienwirksamen Sensationen. Skandal führt
sicherer zum Erfolg als Substanz.
Auch die Theater steigen zunehmend auf Entertainment um. Ob Dante, Shakespeare
oder Goethe, sie müssen (von PR-süchtigen Regisseuren) zum spektakulären
Gaudium umfunktioniert werden. Wer die Frage nach Werktreue, Sinn und Substanz
stellt, wird als Reaktionär verdächtigt.
Einen Jux wollen wir uns machen! Wo und wie immer und ohne Rücksicht
auf Verluste. Ist uns denn der Ernst -der wahres Vergnügen erst ermöglicht-
so völlig abhanden gekommen?
Befinden wir uns mit wachsender Geschwindigkeit auf dem Weg in die Unsinnsgesellschaft?
Diesen Fragen soll in einer Reihe von Vorträgen nachgegangen werden.
Bis heute stehen dafür fest: Norbert Bolz, Düsseldorf, Hartmut Böhme,
Berlin, Günter Kunert, Jan Philipp Reemtsma (14. Mai),Frank Schirrmacher,
Frankfurt (18. Juni).
Den Auftakt aber bestreitet der Mannheimer Germanist und Medienanalytiker
Jochen Hörisch. Der Titel seines Vortrags "Konsens oder Nonsens" ist
nicht bloß Wortspiel, sondern Ergebnis eines kritischen Blicks auf die
jüngsten Entwicklungen in Gesellschaft und Wissenschaft. Entwicklungen,
deren Folge nach Hörisch ein "Kult des Nonsens" in der Unterhaltung ist
und als dessen Protagonisten er u.a. Grimme-Preisträger Harald Schmidt
oder die deutschen Vertreter der letzten Schlager-Grand-Prixs nennt. Aber
auch die (Geistes-) Wissenschaften fröhnen ihrem, einem "Kult des Konsenses",
für dessen Allmacht Hörisch u.a. Habermas oder die Frankfurter Schule
als symptomatisch ausmacht.
Welche Schlussfolgerungen Hörisch aus seinen Beobachtungen zieht, wird
er uns und Ihnen am kommenden Dienstag auseinandersetzen.
Jochen Hörisch,
1951 in Bad Oldesloe geboren. 1970-76 Studium der Germanistik, Philosophie
und Geschichte in Düsseldorf, Paris und Heidelberg. Nach der Habilitation
1982 Privatdozent und Professor an der Universität Düsseldorf. Seit
1988 Ordinarius für Neuere Germanistik und Medienanalyse an der Universität
Mannheim. Gastprofessuren in Klagenfurt, Paris, Charlottesville (Virginia/USA).
Vortragsreisen u.a. durch USA, Japan, Marokko. Jochen Hörisch ist Mitglied
der Europäischen Akademie für Wissenschaften und Künste in
Salzburg. Veröffentlichungen u.a.: "Die fröhliche Wissenschaft der
Poesie" (`76),"Gott, Geld und Glück" (über Bildungsromane `83),"Das Tier, das es nicht gibt" (über Einhörner),"Die Wut des Verstehens
- Zur Kritik der Hermeneutik" (`88),"Die andere Goethezeit" (`92),"Brot
und Wein - Die Poesie des Abendmahls" (`92),"Kopf oder Zahl - Die Poesie
des Geldes" (`96). Rundfunk und Fernsehsendungen zu kultur- und medienanalytischen
Themen.
weitere Vorträge in der Reihe:
Jan Philipp Reemtsma, Hamburg:
"Was wird aus Hansens Garten? - Gedanken über den fortschreitenden
Verlust an Symbolisierungsfähigkeit"
am 14. Mai 2001
Frank Schirrmacher, Frankfurt
Die Lesbarkeit des Menschen.
Die Bioethik und die Informationsindustrie. Der Beginn der 3. industriellen
Revolution.
am 18. Juni 2001
Günter Kunert
"Eine Flaschenpost"
am 17. September 2001
Norbert Bolz, Düsseldorf
Hartmut Böhme, Berlin
Alle Veranstaltungen beginnen um 19.30 Uhr.
Der Eintritt beträgt DM 12,-- / erm. 7,--