Vortrag Jochen Hörisch: Stil - Indikator für Moral?
Montag, 22. November 2004, 19.30 Uhr Ab 22. November 2004 veranstaltet die Freie Akademie der Künste
in Kooperation mit der Udo Keller Stiftung Forum Humanum unter dem Titel Geisteswissenschaften - wozu?eine Reihe mit Vorträgen. |
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Folgende Referenten haben bis heute einen Vortrag zugesagt:
Prof. Dr. Jan Philipp Reemtsma, Universität Hamburg (14. Dezember
2004):
Warum studiert, warum lehrt man Literaturwissenschaften?
Dr. Jürgen Lüthje, Präsident der Universität Hamburg
(24. Januar 2005):
Natur ohne Sinn ? Wissen ohne Geist ? Brauchen wir die Geistes- und
Kulturwissenschaften?
Prof. Dr. Walther Zimmerli, Gründungspräsident der Volkswagen
AutoUni, Wolfsburg (15. Februar 2005):
Austreibung des Geistes aus den Wissenschaften?
Prof. Dr. Hans-Jörg Rheinberger, Direktor des Max-Planck-Instituts
für Wissenschaftsgeschichte Berlin (10. März 2005)
Überlegungen zur Kultur der Naturwissenschaften und zur Natur der
Geisteswissenschaften
Den Auftakt der Reihe bildet ein Vortrag von Jochen Hörisch, der in
Mannheim Neuere Germanistik und Medienanalyse lehrt. Hörisch ist ein
Querdenker und Freigeist unter den Geisteswissenschaftlern hierzulande, in
seinen Analysen, die in mehreren Büchern bei Suhrkamp erschienen sind,
stellte er in den letzten Jahren, stilistisch brillant, Analogien zwischen
Theo-logie, Ökonomie und Messenmedien her, beschäftigte sich mit
"Sinn und Sinnlichkeit" in der Mediengeschichte oder mit der Frage,
wann ein Leben gelungen ist und wann nicht.
Sein Thema in unserem Zusammenhang: die Moral. Alle Menschen sind für
Moral - und e-ben dies ist ein Problem. Denn wenn sich alle als gutwillig
und moralisch integer beschreiben, ist schwer zu erklären, woher "das
Böse" kommt. Wer darüber nachdenkt, wird schnell einsehen,
dass moralisch aufgeladene Debatten zu Konflikt-Eskalationen führen,
denn die eigene Sache ist ja die Gute, und man muss das Böse bekämpfen.
Hörischs Vortrag möchte einen Ausweg aus diesem Dilemma erörtern,
indem er stilistische Sensibilität als Gegengewicht zu moralischer Eskalationslogik
begreift.