Veranstaltungsreihe
Weiterbauen - Nachnutzungskonzepte denkmalgeschützter Bauten
Eine Kooperation von Freie Akademie der Künste in Hamburg, DENKMALSCHUTZAMT HAMBURG, BDA HAMBURG und HAMBURGISCHE ARCHITEKTENKAMMER
Da der überwiegende Teil planerischer Aufgaben heute im Bereich des Bauens im Bestand liegt, veranstalten vier kooperierenden Hamburger Baukultur-Institutionen seit dem Jahr 2005 eine Vortrags- und Führungsreihe mit dem Titel „Weiterbauen – Nachnutzungskonzepte denkmalgeschützter Bauten“, bei der in Vor-Ort-Terminen mit Investoren, Bauherren, Architekten, Landschaftsarchitekten, Denkmalpflegern und Nutzern die Tauglichkeit umgenutzter Bestandsbauten exemplarisch untersucht wird. Die aktuellen Veranstaltungen und einen Überblick über vergangene Veranstaltungen finden Sie hier.
MITTWOCH, 4.5.2022, 16 UHR
Sanierung und Erweiterungsbau Stellinger Kirche
Referenten:
Laura Paraschiv, Andreas Heller Architekten und Designer | Ursula Markfort, Denkmalschutzamt Hamburg | Pastor René Goele, evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Stellingen
Die Stellinger Kirche in der Molkenbuhrstraße wurde 1953 anstelle des im Krieg zerstörten Vorgängerbaus von 1908 nach Plänen von Kurt Quednau erbaut. An das Kirchengebäude südlich angefügt sind die Sakristei und der Turm sowie ein Treppenhaus mit Außenbrunnen. Walmdach und hochrechteckige Fenster sowie handwerklich gefertigte Details weisen auf traditionelle Vorbilder. Das im Innenraum sichtbare Betonskelett sowie die wohlerhaltene Ausstattung sind typisch für die 1950er Jahre. Zusammen mit dem Büro, Kapelle, Mannschafts- und Geräteräumen des Friedhofs bilden die Gebäude ein typisches Ensemble aus dieser Zeit. Ursprünglich gehörte auch ein freistehendes Gemeindehaus zum Ensemble, das jedoch 2016 abgerissen wurde. Den Wettbewerb für ein neues Gemeindehaus mit Café gewann der Architekt und Designer Andreas Heller, der auch für die Sanierung des denkmalgeschützten Kirchenbaus verantwortlich zeichnet. Der abgewinkelte eingeschossige Neubau begegnet dem Bestandsbau mit Respekt und fügt sich sanft in das Ensemble ein, die raumhohe Verglasung erzeugt je nach Tageslicht wechselnde Effekte mit der Umgebung.
Details ›
MITTWOCH, 11.5.2022, 16 UHR
Dachgeschossaufbau Mietshausensemble Methfesselstrasse
Referenten:
Jan Trutz, Trutz von Stuckrad Penner Architekten | Theo Latzel, Stadtboden Grundstücks GmbH & Co. Betriebs KG (Bauherr) | Katrin Hotop/Christoph Bartsch, Denkmalschutzamt Hamburg
Das Mietshausensemble von 1908 ist ein Denkmal des Reformwohnungsbaus, das als sogenannte “Hamburger Burg” acht Häuser zu einer Großform mit einhundert Wohnungen verbindet. Die teilzerstörte Anlage wurde ab 1950 ohne ihren opulenten Dachstuhl, selbstbewusster Ausdruck der genossenschaftlichen BauherrInnenschaft, wieder aufgebaut. Im Zuge der notwendig gewordenen Sanierung der Ziegelfassade wurde das Ensemble um eine zweigeschossige Dachlandschaft mit dreiundzwanzig Mietwohnungen erweitert. Die unterschiedlichen Zeitschichten sind dabei respektvoll zu einem neuen Ganzen verwoben. Das Dach ist mit schwarz patinierten Zinkrauten gedeckt, der neu aufgemauerte Drempel besteht aus Ziegel und glasierter Baukeramik. Die neuen Holzfenster wurden in Anlehnung an die Erstfarbigkeit grün gefasst.
Details ›
Mittwoch, 18.5.2022, 16 Uhr
Gebäudeensemble ehemalige Bäckerei Hesse
Referentin: Alexandra Bub, BUB architekten bda
Das Gebäudeensemble liegt in einem Wohnumfeld direkt gegenüber dem Jenischpark. Der älteste Gebäudeteil datiert vermutlich auf das Jahr 1837 und wurde für eine Bäckerfamilie erbaut. Über Generationen hinweg wurde auf dem Grundstück gebacken, verkauft und gewohnt. Das Gebäude wurde in der Vergangenheit mehrfach umgebaut und erweitert. Ergänzt wurde mit den Jahren ein L-förmiger Anbau und 1912 eine Kaffeemühle, welche über Kuchelweg und Ohnsorgweg erschlossen werden. Obwohl das älteste Gebäude des Ensembles schon einmal in der Denkmalliste geführt wurde, verlor es durch bauliche Änderungen in den 1970er Jahren seinen ursprünglichen Charakter und Charme und durch den teilweisen Verlust der originalen Bausubstanz auch seinen Schutzstatus. Im Zuge des aktuellen Umbaus mit energetischer Sanierung wurde die Qualität der historischen Bausubstanz wieder herausgearbeitet.
Details ›
Mittwoch, 25.5.2022, 16 Uhr
Ballinhof – Sanierung und Erweiterung des ehemaligen Kirdorfhauses
Referenten: Robin Limmroth, HS-Architekten PartGmbB Schmidt Limmroth Funck Klapsing | Kira Groth, Quest Investment Partners (Bauherr)
Von der Alster bis zur Ferdinandstraße erstreckt sich seit Fertigstellung seines dritten Bauabschnitts im Jahre 1921 das siebengeschossige Kontorhaus. Die äußerst widersprüchlichen Fassaden – Sandstein zum Ballindamm, Keramik und Stuck zur Ferdinandstraße – wurden mit großer Zurückhaltung saniert und teilweise mit nachgebrannter Keramik neu aufgebaut. Die nicht mehr sichere Original-Kupfer-Dachdeckung wurde aufgearbeitet und gerettet. Im Erdgeschoss wird das Gebäude wiederbelebt. Aus Büros mit verschlossenen Schaufenstern werden Verkaufs- und Gastronomieflächen mit Außenplätzen. Die historischen, nach außen vortretenden Vitrinen wurden als Stahlkonstruktion neu erbaut. Eine Aufstockung mit zweigeschossiger Fassade zum Innenhof und Dachterrasse mit Alsterblick bleibt von der Binnenalster aus unsichtbar. Im Innenhof wird diese über einen neuen Aufzug im Glasturm erschlossen.
Details ›
Mittwoch, 1.6.2022, 16 Uhr
Ehemaliger Pferdestall der Dampfsägerei Richard Wätjen
Referent: Tom-Pierre Rautenberg, Tränkmann Architektur
Das Gebäude Hohenesch 13 wurde 1890 für die Dampfsägerei Richard Wätjen als offener Lagerschuppen mit angegliedertem, geschlossenem Pferdestallteil errichtet. Im Laufe der Jahre wurden der zum Innenhof offene Schuppenteil sowie die benachbarten und größtenteils 20m tiefen Schuppenbauwerke, in die die Baumstämme zur Bearbeitung eingebracht wurden, mit einfachen Fassaden geschlossen. Es entstand ein platzähnlicher Charakter, der schon vor der Sanierung über einen besonderen Charme verfügte. Der Entwurf von Tränkmann Architektur nimmt dieses Platzthema mit der Ausbildung einer weiteren giebelständigen Fassade zum Innenhof auf und verfestigt so den vorgefundenen Charakter. Material- und Farbwahl knüpfen an das Vorgefundene an und entwickeln es mit einer höheren Wertigkeit weiter. Dazu gehört z.B. auch die Beibehaltung und Wiederherstellung des bunten Großpflasters in unebener Form, nur unterbrochen durch die freigestellte Sichtbetonplatten vor dem neuen Eingang. Die Wohnungen entsprechen mit maximal 100m² den vom Investor gewünschten und zur Hofgemeinschaft passenden Größen. Sie sind auch aufgrund der dreiseitigen Grenzständigkeit des Gebäudes in ihrer Grundrissentwicklung loftartig gestaltet.
Details ›
Mittwoch, 15.6.2022, 16 Uhr
Getreidespeicher Große Elbstraße
Referenten: Christoph Winkler (SEHW Architekten), Alexander Krauß, Denkmalschutzamt Hamburg
Der ehemalige Getreidespeicher mit Verladebrücke zur Elbe stammt aus dem Jahr 1937 und steht an der Altonaer Kaikante. 2013 wurde er unter Denkmalschutz gestellt. Zuvor gab es zahlreiche Eingriffe und Umbauten, die nicht immer sensibel erfolgten. SEHW Architekten haben den Gebäudekomplex nun umgebaut und modernisiert und dabei die wesentlichen Merkmale und Qualitäten des Gebäudes wiederhergestellt und gestärkt. So wurde die Backsteinfassade vorsichtig saniert, Fenster und Türen ausgetauscht, eine „weiße Wanne“ als Hochwasserschutz eingebaut. Der Innenausbau wurde komplett erneuert und ist nunmehr aus einem Guss: Der historische Betonbau zeigt sich in allen Geschossen in seiner Rohheit im Zusammenspiel mit neuen weißen, zurückhaltenden Einbauten.
Details ›
Mittwoch, 22.6.2022, 16 Uhr
Malteser Campus (Ehem. Maximilian-Kolbe-Kirche)
Referenten:
Jo Landwehr und Helmut Henke, LH Architekten | Ursula Markfort, Denkmalschutzamt Hamburg | Sara Deitermann, Koordinatorin Malteser Campus
Zur Versorgung der nach der 1962er Sturmflut entstandenen Neubaugebiete Wilhelmsburgs und der in Planung befindlichen Großsiedlung Kirchdorf-Süd beschloss die katholische Kirche 1971 den Neubau einer Filialkirche an der Krieterstaße. Zwischen 1972 und 1974 entstand nach Plänen von Jo Filke der spektakuläre, später nach dem heiliggesprochenen polnischen Pfarrer Maximilian Kolbe benannte Bau. Durch seinen polygonalen Grundriss, den skulpturalen Innenraum und vor allem den spiralförmigen Turm aus Rohbeton wurde er schnell zum Wahrzeichen des Stadtteils. Doch auch hier bewogen sinkende Mitgliederzahlen und die Kosten der anstehenden Sanierung die Kirche 2015 zur Profanierung des Gebäudes und – dem Abriss nur knapp entronnen – der Übergabe an die Deutschen Malteser. Der Siegerentwurf des Wettbewerbs zur Einrichtung eines sozialen Zentrums, des “Malteser Campus'” von LH Architekten zeichnet sich durch weitestgehenden Erhalt von Raumeindruck, Bausubstanz und äußerer Erscheinung des Denkmals bei gleichzeitiger Implementierung des Raumprogramms aus.
Details ›
Mittwoch, 29.6.2022, 16 Uhr
Revitalisierung und Erweiterung CCH
Referenten:
Silke Denker, Projektleitung Ausführung, agn Leusmann GmbH | Christoph Schuchardt, Projektleitung Entwurf, TIM HUPE Architekten GmbH (Architektur) |
Christoph Schwarzkopf (Denkmalschutzamt) |
Heike Mahmoud, Chief Operating Officer CCH, Hamburg Messe und Congress GmbH | Sandra Wiese, Director of Sales, Hamburg Messe und Congress GmbH (Nutzer/ Betreiber)
In den 1970er Jahren wurde das CCH als visionäres und gewagtes Bauvorhaben für die Stadt Hamburg errichtet. Nach über 40 Jahren bedurfte es einer Revitalisierung und Erweiterung. Dazu wurde 2014 ein Wettbewerb ausgelobt, den die Arbeitsgemeinschaft agn leusmann/ TIM HUPE Architekten für sich entscheiden konnte. Nach Abschluss der Baumaßnahmen verbindet nun ein neuer Mantelbau drei räumliche Situationen zu einer Sequenz: Die Ankunft von Osten, das neue Foyer und das zwei Ebenen höher gelegene Belvedere. Das Foyer fungiert als Gelenk zwischen Eingang, Vorplatz und Belvedere. Eine großzügige Terrasse gibt den Blick auf den Dammtorbahnhof frei. Als neue Raumschicht angelegt korrespondiert die Fassade mit dem sie umgebenden Parkraum und verleiht der Erweiterung des CCH nach Süden die nötige Kraft, um als Klammer für die großvolumigen, heterogenen Gebäudemassen des Kongresszentrums zu wirken.
Details ›
Mittwoch, 6.7.2022, 16 Uhr
Teehaus Wallanlagen
Referenten: Ralf Hellmann (Ingenieurbüro Hellmann), Christoph Schwarzkopf , Denkmalschutzamt Hamburg
Das Teehaus wurde für die IGA 1963 als Stahlhängekonstruktion von den Architekten Paul Krusche und Heinz Graf im ehemaligen Wallgraben in den Wallanlagen als temporärer Bau errichtet. Da das Bauwerk ohne Pfahlgründungen auf Kriegstrümmern und Schutt errichtet wurde, kam es im Laufe der Jahre zu einer Fundamentabsenkung, sodass die Hauptnutzebene eine horizontale Neigung von fast 2% aufwies. Auf Grundlage des ursprünglichen Raumkonzeptes wurde vom Ingenieurbüro Hellmann eine denkmalgerechte Generalsanierung mit zeitgemäßem Innenausbau durchgeführt. Aufgrund des Denkmalschutzes wurde die Schiefstellung des Gebäudes erhalten, in der Hauptebene jedoch ein inneres Ausgleichspodest eingestellt. Die geringe Raumhöhe machte zudem eine Freilegung des Tragwerks notwendig – so entsteht im Inneren zugleich ein spannungsvoller Dialog zwischen alter Tragstruktur und neuem Innenausbau.
Details ›