DAS BUCH UND SEINE METAMORPHOSEN
Donnerstag, 10. Juni 2004, 19.30 Uhr
In Kooperation mit
DAS BUCH UND SEINE METAMORPHOSEN
RICCARDO CAMPAund RAINER MORITZ
Aspekte des Verlagswesens in Deutschland und Italien
Vortrag und Podiumsdiskussion in italienischer und deutscher Sprache
Moderation: Dagmar Reichardt
Eintritt: € 3,00 / erm. € 2,00
Gedrucktes ist tot - lautete zu Beginn der 1990er Jahre eine beliebte Parole.
Heute ist es lebendiger denn je.
Die Bedeutung des Buches hat sich im Laufe der Jahrhunderte immer wieder verändert.
Es ist Träger von Informationen, Medium, heiliger Gral, politisches Symbol,
eine ganze Welt und - blosse Ware. Seinen Machern, den Verlagswesen also,
ist dieser Abend gewidmet.
Das italienische Verlagswesen verkörpert einen der deutlichsten Aspekte
der italienischen Kultur, und zwar sowohl einer Kultur, deren Aufgabe die
Interaktion auf internationaler Ebene ist, als auch einer Bildungskultur,
die den Wissensstand und, nicht zuletzt, den Alphabetisierungsgrad der Bevölkerung
erhöhen soll. Nach Renaissance und Reformationszeit wandelt sich das
gesamte italienische Verlagswesen. Es entwickelt sich zu einem komplexen System
zur Verbreitung von Strömungen, die in der Folge tiefgreifendeAuswirkungen
auf die geopolitische Ordnung des Europa der Aufklärung und der Romantik
zeigen werden. Das italienische Verlagswesen der Moderne und der Gegenwart
richtet sich vor allem auf die Akquise ausländischer Titel mit dem Ziel,
die Übersetzung und die Verbreitung von Werken in italienischer Sprache
zu fördern.Von Goethe über Stendhal und Hemmingway bis zu Musil
und Mann nehmen ausländische Schriftsteller und Beobachter einen bedeutenden
Platz in den Verlagsprogrammen ein. So bewahren die Verlage die nationale
Kultur vor der Provinzialität und tragen dazu bei, dass die regionale
Literatur von den international einflussreichen literarischen Strömungen
- wie dem Verismus und dem Realismus - konditioniert wird. Ender der 40er
Jahre zeichnet sich eine neue Verlagspolitik ab. Nach einer Zeit, in der das
Verlagswesen innerlich und äußerlich mit den tiefgreifenden institutionellen
Störungen, die schließlich in den zweiten Weltkrieg münden,
verbunden war, zeigt sich nun deutlich die italienische Präsenz beim
weltweiten Aufbau und der Konsolidierung demokratischer Werte. Neben Verlagen
mit spezifisch ästhetischer Ausrichtung stehen populärwissenschaftliche
Verlage; beide tragen ihren Teil zur Alphabetisierung und zur Verbreitung
von Wissen bei.
Professor Riccardo Campa, Vorsitzender der Kommission für das Verlagswesen
beim Italienischen Außenministerium, und Rainer Moritz, Leiter des Hoffmann
und Campe Verlags und designierter Leiter des Literaturhauses, sprechen über
Bücher im allgemeinen und die Interaktion der deutschen und der italienischen
Kultur auf dem Gebiet des Verlagswesens.
Campa stellt in seinem Beitrag Konzepte der größeren italienischen
Verlagshäuser sowie die Entwicklung ihrer Verlagsprogramme vor.
Rainer Moritz wird die Situation des deutschen Verlagswesens aus seiner Sicht
zusammenfassen.