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Eröffnung der Ausstellung HOLGER MATTHIES: Erweiterung des Sichtfeldes.

Ulrich Greiner, Wilhelm Hornbostel und Holger Matthies

Alle Plakatgestalter sind von der Mission, den öffentlichen Raum, die
Stadtlandschaft mit ihren visuellen Botschaften zu bereichern, beseelt.
Plakate waren und sind, vorausgesetzt sie haben eine relevante Aussage, Meinungsbildner für den öffentlichen Diskurs. Sie sprechen ihre eigene Sprache: Sie plaudern, flüstern oder schreien von Hauswänden, Anschlagtafeln oder -säulen, sie besetzen Haltestellen und Bahnhöfe, sie sind allgegenwärtig! Sie sind die Kinder der Straße und kommunizieren mit jedermann. Mal laut und proletarisch, mal feinsinnig und sensibel, je nach Zielgruppe unterschiedlicher Ansprache verpflichtet.
In der Regel halten sich Plakatgestalter an diese Gesetzmäßigkeiten. Zuweilen ist es aber reizvoll, Gesetze zu ignorieren und Leitsätze zu unterlaufen. Akademische Gestaltungskriterien werden nicht selten von neuen Designtrends infrage gestellt oder überwuchert. Häufig hat das auffrischende, inspirierende Wirkung, denn neue Impulse verhindern, dass ein Medium im Dogmenkorsett seiner Gestaltungsprinzipien erstickt.
Weltweite Gradmesser neuer Namen und neuer Gestaltungstrends sind die Plakatbiennalen und -triennalen. Zur Zeit mag es so aussehen, dass Klicken, Googeln, Raubkopieren die Kultur unseres Lebens verändert hat und weiter verändern wird.
Zur Zeit mag es so aussehen, dass die Onlinewelt mit ihren Betriebssystemen, Zeitungen, Bücher, fast alle Printmedien, also auch Plakate, in naher Zukunft verdrängen wird. Ich aber kann mir nicht vorstellen, wie trist und langweilig unsere Städte ohne die farbenfrohe Vielfalt der Plakatanschläge aussehen werden. Einen Eindruck solcher Stadtlandschaften bekommt man in den Schlaf- und Vorstädten unserer Großstädte. Hier wird kaum plakatiert, weil der hier lebende Adressat für die Absatzwirtschaft nicht interessant und zahlungskräftig ist. Das Ergebnis ist ein unsinnliches Einheitsgrau.