Ausstellung
Von Zufall und Bestimmung Hanne Nagel-Axelsen und Uschi Koch
Begegnung zweier Kieler Künstlerinnen
Ausstellung geöffnet bis 28. Januar 2024, Dienstag bis Sonntag 10 – 17 Uhr.
Hanne Nagel-Axelsen schuf über mehr als ein halbes Jahrhundert ein beeindruckendes künstlerisches Werk. Neben Bildern entstanden grafische Blätter, plastische Installationen und keramische Arbeiten. Nach anfänglichen Stillleben und Figurenbildern entwickelte Hanne Nagel-Axelsen eine phantasievolle eigene Bildsprache, in der zuvorderst stilisierte Tiere den Ton angeben.
Nicht nur, dass diese wie verfügbare Objekte auf der Bildfläche angeordnet werden. Vermittels ihres konzentrierten Ausdrucks, der einer damit einhergehenden psychischen Gleichschaltung entspricht, steht ihre Tierwelt in unmittelbarem Dialog mit den innovativ gesetzten, oft farbig intensiven Strukturen ihrer Bilder. Daraus leitet sich eine elementare, unbelastete Nähe zu den Bildern ab.
Hanne Nagel-Axelsen wurde 1942 in Hedenstedt/Dänemark geboren. Innerhalb ihrer künstlerischen Ausbildung studierte sie von 1960 bis 1962 an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg. Sie ist Mitglied der Königlichen Dänischen Akademie der Künste in Kopenhagen sowie der Freien Akademie in Hamburg. Ihre Werke befinden sich in namhaften Museen und Sammlungen. Die Künstlerin lebt in Kleinflintbek bei Kiel.
Uschi Koch, 1963 als Tochter einer Heilpädagogin und eines Bildhauers in Wuppertal geboren, kam als Kind über Berlin in ihre Wahlheimat Schleswig-Holstein. Dort machte sie eine Ausbildung zur Erzieherin, als welche sie auch arbeitete.
1989 begann sie dann an der Muthesius Hochschule Kiel das Studium der Freien Kunst/Bildhauerei bei Jan Koblasa, das sie 1996 abschloss. Sie lebt und arbeitet in Kiel.
Ihre Themen sind die Vielfältigkeit und Schönheit von Körpern, ihrer Bewegungen und auch der Diskurs der Blicke auf den nackten Körper. Seit 2004 erarbeitet sie sich eigene Techniken des Betonlaminierens (des hohlen Betongusses). Es entstehen die vollplastischen Köpfe, meist an der Wand montiert, in Lebensgröße – und auf Lebenshöhe.
Es folgen Halbfiguren, weiterhin lebensgroß, auf Postamenten präsentiert. Neben den für sie typischen großen Betongüssen, immer Menschen, manchmal mit Tieren, entstehen auch andere Kleinobjekte, etwa die 2016-22 entstandenen keramischen Wandarbeiten „…aus fremden Gärten“ – entlehnt den Bildern des Hieronymus Bosch. Ein ganzes fantastisch krabbeliges Panoptikum.
„Am Anfang meiner Arbeit gehe ich spielerisch vor, spritze die Farbe, verwasche sie oder kratze und lasse mich vom Zufall beschenken.
Aus den Strukturen entstehen oft fantastische Tierwesen, die manchmal bemitleidenswert den Bildgrund besiedeln.
Aus dem anfänglich absichtslosen lockeren Spiel entsteht bewusstes, bildnerisches Handeln.
Ich lasse mich von meinem Grundsatz leiten: Malerei ist das Denken in Farbformen. Meine fantastische tierische Bildwelt, die aus einer tiefen Sympathie für Tiere genährt wird, wird durch bewusste kompositorische und malerische Entscheidungen im besten Fall zu einem dichten bildnerischen Wirkungsgefüge.“
Hanne Nagel-Axelsen
„Meist steht ein Gefühl oder eine Stimmung am Beginn meiner Arbeit. Ein Gefühl zu dem sich Figur und Geste fügen, Nachbilder oder Erinnerungen aus dem Vorbeigehen. Ich modelliere in Ton, dabei formuliert sich die Idee immer weiter, genauer und vielleicht nimmt sie auch ganz neue Züge an, durch Tagesform und Erlebnisse.
Die Abformung geschieht mit einem Negativ aus Gips (mindestens zwei Hälften), in welches dann schichtweise der Beton gefüllt wird. Nach einer Ruhephase, welche der Beton zum Abbinden braucht, kann ich dann das Gipsnegativ abschlagen und bekomme so meinen Betonguss aus der verlorenen Form. Wenn Malerei, nach Hanne Nagel-Axelsen, das Denken in Farben ist, ist die Bildhauerei das Fühlen in Formen.“
Uschi Koch
Zur Ausstellung erscheint ein 170-seitiger Katalog: “60 Jahre Malerei” mit Arbeiten von Hanne Nagel-Axelsen
„Badekappe“ 60 cm x 50 cm, Acryl auf Teerpappe, 2022 |