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  Stefan Hoenerloh

stefan hoenerloh

Leviathan oder die beste der Welten

Zur Eröffnung spricht: Thomas Sello (Hamburger Kunsthalle)

geöffnet bis 23. November 2008
dienstags bis sonntags, 11 bis 18 uhr
eintritt zur Eröffnung frei, danach 2,50 / erm. 1,50

Die Arbeiten Stephan Hoenerlohs sind architektonische Visionen. Boulevards, Häuserschluchten, Strassenblocks und Fensterhöhlen – sie existieren einzig in der Phantasie des Künstlers. Entwickelt durch die Kenntnis der klassischen Ordnungen, Proportionen, Harmonien und der Perspektive. Sie sind in filigraner Technik erstellt, getreu dem -fiktiven- Detail folgend. Auch wenn die stürzenden Linien in den Bildern zunächst den Anschein erwecken, es handele sich um Fotografien oder um Bilder nach Fotografien, sind seine gemalten Bauten reine Fiktion. Der bewusst-gekonnte Einsatz der Perspektive als dynamischer Aspekt der malerischen Kompositionen Hoenerlohs erinnert nicht von ungefähr an die grundlegenden Arbeiten der Künstler der italienischen Renaissance.

„Architektur ist nicht nur die Idee eines einzelnen isolierten Objektes, sondern auch der Zusammenhang der „Haus-Gesichter“, wenn man Häuser als Personen begreift. Manchmal stehen sie ungeordnet wie eine palavernde Menge und manchmal in Reih und Glied. Dieser Zusammenhang wurde schon von Palladio begriffen der in seinem Palazzo Valmarana in Vicenza an den seitlichen Gebäuderändern einen Übergang zur bereits vorhandenen Architektur geschaffen hatte. Dieses Prinzip – Häuser gleichsam einem natürlich gewachsenen formalen System aneinanderzubauen hat natürlich in der realen Welt nur sehr wenige Ausführungen erlebt. Was man nicht findet, muss man zeichnen, damit hat man die Freiheit, den Lauf der Geschichte spielerisch zu verdrehen in ungeahnte Möglichkeiten, welche einen Raum erheblich stärker betonen können, als dies in der realen Welt möglich ist.
Das Weglassen bestimmter Komponenten, irdische Dinge wie Verkehrsschilder, Fahrräder und Strassenmobiliar, führt zu einer Konzentration auf das Wesentliche in diesem Fall. Nur die Architektur, die bei einer Ultralangzeitbelichtung sozusagen mehrere hundert Jahre stehenbleibt, wird erfasst, alles andere verschwindet.
Gleich einer Analogie mit Canyons aus Sandstein, welche zwar rund und natürlichen Ursprungs sind, ist die Strassensituation vergleichbar. Es gibt einen Weg, der hinein, und einen, der hinausführt. Meist geht es noch nach unten und oben um anzudeuten, dass dieses Stadtmodell keine Grenzen hat – sich sozusagen vierdimensional ausdehnt. Über den Häusern eines bestimmten Stils stehen neuere Häuser eines ähnlichen Stils, als ob die geschichtliche Entwicklung scheinbar gestoppt ist und sich im Kreise dreht.“

Stefan Hoenerloh: 60er Jahre geboren, seit 1980 in Berlin. Studium Kunstgeschichte, Philosophie, Musikwissenschaft, Germanistik. Seit 1986 Einschichttechnikbilder mit Ölfarbe. Studienaufenthalte in verschiedenen Städten, davon 6 Aufenthalte in Rom, 4 Aufenthalte in Las Vegas und San Francisco. Seit 1992 Mehrschichttechnik Öl und Acrylmalerei Gemeinschaftsprojekt mit Bünck und Fehse 1997: Kurzfilm, computergeneriert „The Art of Instant Seduction“. 1994-2006 Studienaufenthalte in Erosionsarchitektur, davon 7 Reisen in die Canyons in Utah und Arizona; insgesamt 8 Monate. Seit 1997 Mehrschichttechnik mit Dünnschichtlasuren Acryl, Öl, Alcyd. Seit 2000 Atelier in der Webereivilla auf der Halbinsel Stralau, Berlin. Seit 2002 Vielschichttechnik, Pulverfarbentransfer, Epoxidharz, Acryl, Öl, Alcyd und Tempera. Soloprojekt seit 2007: Umgestaltung des Hauses Pistorius 96 bei der Kunsthochschule Weissensee, Berlin als Object Trouvée, Ausbau von Ateliers und Museumsräumen.